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Fernanda Steiner-Pulimeno



In ihre ureigene Welt lädt die Künstlerin ein. Denn vom blossen Abbilden äusserer Wirklichkeit hält sie nichts. Ihr Blick geht nach innen. Geborgenheit suchend in Räumen, die sie sich selber erschafft. Klar strukturiert, niemals eng, ohne überflüssiges Mobiliar. Fenster ins Weite, gerahmte Aussicht auf fernere Zukunft. Türen hintereinander sich öffnend, scheinbar einladend zur Flucht. Doch gerade darum wird der Ort zum Zeitraum des Verweilens: Wenn du bleiben willst, bleib. Nicht bedrängt, nicht gefangen. Einfach da, aufgehoben, behaust, so lang es gefällt. Heimat auf Zeit. Vertraut noch selbst dann, wenn sich Gewohntes verschiebt und als Rätsel gebärdet, Tag und Nacht simultan hereinlugen ins Zimmer, wo das Traumschiff bereit steht, als komme der Fährmann jeden Moment durch die offene Tür.

Was immer die stillen Räume durchflutet ist freundlich, bringt als Lebenswasser Verstocktes in Fluss. Doch nichts wirkt so hell und lockend zugleich wie das weisse Fenstergeviert. In der Weichheit des Übergangs vom Raumdunkel ins Licht wird auch offenbar, wie viel Zeit in die Bilder eingeht, seit Fernanda die Gouache-Technik gegen Öl eingetauscht hat. Sich nunmehr wochenlang in ein Inbild vertieft, das sie auf der Leinwand neu werden lässt, ihm gleichsam beim Sich-Bilden assistiert, Pinselstrich für Pinselstrich.

Dergestalt schafft sie ihrem Weltbild ein geräumiges All. Selbst das ihr fremde Gebirge über der Nebelgrenze eignet sie sich so an. Stellt dem wilden Zahnkranz der Gipfel akkurat Gebautes entgegen: Mauer und Vorplatz, dem nur der Laternenanzünder noch fehlt. Denn sind nicht alle Räume, ob drinnen, ob draussen, von den Bewohnern nur vorübergehend verlassen und voller Erwartung, als kündigten Ohrensessel, Kerze, Dalís Stuhl und überhaupt jegliche Spur ihre baldige Wiederkehr an?

Sehnsucht - ein Grundgefühl auch in den Bildern, wo Figürliches auftaucht. Nicht nur in der einsam ausgesetzten Gestalt am Berg oder in Evas Apfel. Vielmehr auch dort, wo ins grosse, satte Nachtblau hinein Arme gestellt sind. Verlinkt und gebunden. Sich schmerzlich reckend zu Unerreichbarem hin, selbst ein Phantom. Oder wiederum neckisch Klatschmohn darbietend, Papavero, diese vergänglichste Blume - und doch Verheissung von Glück, das vielleicht erst im Maibaum voller Ideen inmitten der Wüste erblüht.

Fernanda Steiner-Pulimeno malt seit  20 Jahren. Ihre Bildsprache hat sie sich autodidaktisch und in Weiterbildungskursen u. a. an der Zürcher Hochschule der Künste. erworben. Auch wenn sich ihre Arbeitsweise mit der Ölmaltechnik "entschleunigt" hat und sie dem Farbauftrag höchste Aufmerksamkeit schenkt, geht es ihr nach wie vor nicht um "das perfekte Bild". Es ist vielmehr die Innenschau des Lebens selbst, die sie interessiert. Der nie ganz zu entschlüsselnde, im Darstellbaren vielleicht zu erahnende Sinn.

Margret Mellert